Wearables und Privatsphäre
Am Körper getragene Computer bringen neue Risiken mit sich. Eines dieser Risiken ist der Schutz der Privatsphäre. Smarte Armbänder und andere tragbare Gadgets verraten sehr viele persönliche Daten an die Gerätehersteller. Die Datenschutzbedenken haben mittlerweile auch die Hersteller erreicht, die eigentlich nicht erwartet hatten, dass die Anwender die Geräte rund um die Uhr tragen und dadurch intime Daten preisgeben würden.
Für die Pioniere der Wearables-Szene ist der Datenschutz kein Thema. Die Quantified Self Community glaubt: Je mehr Daten geteilt werden können, desto besser. Viele Verbraucher dürften das anders sehen, glaubt Nick Hunn, Gründer und Technologievorstand von WiFore Consulting: „Die meisten denken erst an die Folgen, wenn sie selbst betroffen sind.“
Auch die Hersteller nehmen die Bedenken mittlerweile ernst.
„Sie wissen, welche persönlichen Daten die Armbänder verraten und fragen sich, ob sie damit die Büchse der Pandora geöffnet haben. Zur Überraschung der Hersteller trugen die Anwender die Geräte rund um die Uhr und gaben dadurch auch sehr persönliche Daten preis.“
Für Caj Södergård, Forschungsprofessor für digitale Medientechnologien am Technikforschungszentrum VTT ist das Besondere an den Wearables, dass sie physische und virtuelle Sicherheitsgrenzen überschreiten. Sie können zum Betreten eines Gebäudes berechtigen, aber auch den Zugang zu privat oder beruflich genutzten Geräten in den „Smart Spaces“ erlauben: „Das Sicherheitssystem muss eine Vielzahl von Geräten verwalten und je nach Kontext und Situation die unterschiedlichsten Zugriffsrechte an Anwender, Wartungsspezialisten und andere Personengruppen vergeben. Das bedingt einen hohen Grad an Komplexität und macht das Zugriffsmanagement zu einer echten Belastungsprobe.“
Sehen Sie das Video mit Jennifer Healey, einer Forscherin, die bei Intel arbeitet und über Wearables and the Future of Personal Data | The Next Web spricht:
Södergård hat sich mit der My-Data/Open-Data-Bewegung beschäftigt. Die Anhänger dieser Bewegung wollen, dass die Benutzer selbst über die Verwendung ihrer Daten entscheiden. „Es gibt aber auch Anwender, die nichts gegen die Nutzung ihrer Daten haben, wenn sie dafür im Gegenzug etwas bekommen. Es wird sich also ein Markt für persönliche Daten herausbilden. Das ist besonders für den privaten Bereich wichtig, denn im beruflichen Bereich gehören die Daten der Mitarbeiter ohnehin dem Arbeitgeber.“
Für den privaten Bereich sei das problematisch: „Unternehmen wollen mehr über die Benutzer erfahren und Wearables können sehr persönliche Daten für zielgerichtete Werbung zugänglich machen. Eine einflussreiche Bewegung möchte jedoch genau das verhindern.“
Werden die Wearables die Entwicklung der Sicherheitsbranche beschleunigen?

„Die Branche gilt eher als behäbig, aber jetzt zieht das Tempo an. Wearables und Smart Homes sind längst im öffentlichen Bewusstsein angekommen und laufend werden neue Produkte auf den Markt geworfen“, sagt Nick Hunn, Gründer und Technikvorstand von WiFore Consulting.
Die Sicherheitsbranche gilt eher als behäbig, aber jetzt zieht das Tempo an. Wearables und Smart Homes sind längst im öffentlichen Bewusstsein angekommen und laufend werden neue Produkte auf den Markt geworfen.
Crowdfunding-Websites fördern auch ungewöhnliche Ideen. Sie sorgen dafür, dass sich das Innovationsrad schneller dreht. „Viele der geförderten Produkte funktionieren nicht wirklich gut und viele schaffen es nicht einmal in die Produktion. Trotzdem liefern sie hilfreiche Anregungen und Anstöße“, hat Hunn beobachtet.

Januar 2015 stellte Microsoft die HoloLens vor. Die kabellose Brille blendet virtuelle Objekte in die reale Umgebung ein und berücksichtigt dabei auch die akustischen Bedingungen. Durch Blicke, Sprache und Gesten kann der Benutzer Einfluss auf die Darstellung nehmen.
„Auf gewisse Weise ist das fast noch wichtiger, als Produkte auf den Markt zu bringen. Es stellt das Geschäftsmodell der großen Sicherheitsfirmen in Frage, das sich in den letzten Jahrzehnten nicht wirklich verändert hat. Die disruptiven smarten Heimtechnologien machen Sicherheitsdienstleistungen zu deutlich niedrigeren Kosten verfügbar.“
Von Sonora Ocampo und John Ambrose
Nick Hunn befasst sich seit 20 Jahren mit Nahfunktechnologien und entwickelt Nahfunkverfahren für Produkte aus den Bereichen Telematik, M2M, intelligente Energie und Mobile Health. In seinem Buch „The Essentials of Short Range Wireless“ erklärt er die Anwendung von Funktechnologien. Gerade schreibt er ein Buch über den Einsatz von Bluetooth Low Energy für „Appcessories“ und das Internet der Dinge.
www.wifore.com
Caj Södergård ist Permanent Research Professor für Digitale Medientechnologien am Technischen Forschungszentrum VTT in Finnland. Das VTT ist für die gesamte staatliche Anwendungsforschung in Finnland zuständig. Informations- und Kommunikationstechnik sowie Elektronik gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Zentrums.
Für den Elektroniksektor unterhält das VTT eigene Halbleiterfabriken. Das Institut hat u.a. mikroelektronisch-mechanische Systeme (MEMS) und zugehörige Sensoren entwickelt, die in der Fahrzeugindustrie verwendet werden. Big Data ist ein weiterer Forschungsschwerpunkt des VTT.
www.vtt.fi