Wearable security

Wearables für Zugangskontrollen

Direkt am Körper getragene Minicomputer werden immer populärer. Welche Rolle werden die Wearables für Zugangskontrollsysteme spielen?

Michael Szücs ist Leiter für Marketing und Geschäftsentwicklung bei 9Solutions. Für ihn ist das Schlüsselmerkmal der jungen Technologie die Erfassung persönlicher Echtzeitdaten und die Übertragung dieser Daten in die Cloud. Damit würden wichtige Voraussetzungen für Entscheidungen geschaffen.

„Unsere Bluetooth-Ortungsschilder liefern Echtzeitdaten, die von Türschlössern und Zugangskontrollen ausgewertet werden können. Sie können auch zur automatischen Auslösung von Alarmen dienen, wenn die zugrunde liegenden Aktivitäten Anlass zur Besorgnis geben.“

„Die typische Aufgabe von Wearables ist ein Gewinn an Sicherheit und Lebensqualität“, erklärt Szücs. Er nennt das Konzept von 9Solutions als Beispiel für eine Praxisanwendung im Gesundheits- und Wellnessbereich: „Unsere Bluetooth-Ortungsschilder liefern Echtzeitdaten, die von Türschlössern und Zugangskontrollen ausgewertet werden können. Sie können auch zur automatischen Auslösung von Alarmen dienen, wenn die zugrunde liegenden Aktivitäten Anlass zur Besorgnis geben.“

The 9Solutions eTag Pro

Der eTag Pro wurde für den Schutz von Gesundheitspersonal und zur Optimierung von Arbeitsabläufen in Kliniken und Pflegeheimen entwickelt.

„Wir haben Tracking-Schilder für demente Patienten in Altenpflegeheimen. Wenn sie sich ihrem Zimmer nähern, werden sie vom System erkannt und die Zimmertüren öffnen sich automatisch. Alle anderen Türen bleiben verschlossen.“

Die Schilder schützen nicht nur ältere Menschen. Sie können auch zur Überwachung von Babys, Kindern und Wertgegenständen verwendet werden. Auch die Ortung von Pflegepersonal und die Optimierung von Arbeitsabläufen ist damit möglich.

Die Märkte für diese Technologien sind zwar klein, bieten aber völlig neue Absatzmöglichkeiten für Sicherheitsprodukte. „Sicherheit und Arbeitsschutz sind typische Anwendungsbereiche“, erklärt Nick Hunn, Gründer und Technologievorstand von WiFore Consulting. „Die Verfahren werden schon in Zugangskontroll- und Ortungstechnik eingebaut. Sie informieren in Echtzeit über ihren Träger und dessen Aufenthaltsberechtigungen.“

Bei Assistenz- und Notfallsystemen kommt dieses „Geofencing“ bereits zum Einsatz. Die Technik verhindert, dass verwirrte Personen ziellos durch Pflegeheime wandern. Sobald ein Patient den erlaubten Bereich verlässt, wird das Pflegepersonal benachrichtigt.

The Nymi Band

Mit Hilfe von Sensoren misst HeartID den Herzschlag einer Person. Die Daten werden von einem Nymi-Armband mit der gespeicherten Signatur abgeglichen und zur Identitätsfeststellung genutzt.

Caj Södergård, Professor für Digitale Medientechnologien am Technischen Forschungszentrum VTTin Finnland, beschäftigt sich mit Sicherheitsanwendungen für Wearables. Zu den vielversprechendsten Anwendungen zählt er das Nymi-Armband, das anhand des Herzschlags die Identität einer Person bestimmt. Bei bestätigter Identität wird ein Signal ausgegeben, das digitale und mechanische Türschlösser öffnen kann. Er nennt weitere Anwendungen: „Auch NFC und RFID spielen eine Rolle. Es gibt sogar einen NFC-Ring, mit dem Sie Ihr Smartphone entsperren können – schwenken Sie einfach Ihren Ringfinger. Wir entwickeln hier beim VTT ähnliche Projekte, stehen aber noch ganz am Anfang.“

Fuß fassen

So attraktiv das Konzept auch zu sein scheint: Massenmärkte lassen sich damit nur erobern, wenn die Produkte den Schritt vom Nice-to-Have zum Must-Have schaffen. Bislang hat niemand bewiesen, dass intelligente Brillen oder Armbänder jemals reif für den Massenmarkt sein werden – auch wenn Samsung Gear und Apple Watch zeigen, dass sich Technikbegeisterung und Mode unter einen Hut bringen lassen.

„Die Firmen glauben, dass Wearables der nächste große Trend in der Unterhaltungselektronik sein werden. Analysten gehen von einem Marktvolumen von mehr als 30 Milliarden Dollar im Jahr 2020 aus.

Dieser Glaube ist bei Unternehmen anzutreffen, die verzweifelt nach Nachfolgetechnologien für Notebooks, Tablets und PCs suchen – denn das sind mittlerweile alles standardisierte Produkte von der Stange.“

Für Hunn ist klar, dass die Produkte mit dem größten Erfolgspotenzial diejenigen sind, die sich einen natürlichen Platz im Alltag erobern können: „Viele Anwender haben langsam keine Lust mehr, sich ständig mit neuen Technologien zu beschäftigen. Die Produkte müssen so überzeugend sein, dass sie von ganz allein einen Kaufwunsch auslösen.“

Neue Ökosysteme und Interoperabilität

Caj Södergård

Google, Apple und andere digitale Dienstleister und die Marktführer im Sicherheitsbereich – darunter ASSA ABLOY – sind in der Lage, umfassende Lösungen auf den Markt zu bringen“, glaubt Caj Södergård, Professor am finnischen Forschungszentrum VTT.

Södergård geht davon aus, dass sich um die Wearables neue Ökosysteme bilden werden. Die Interoperabilität der Gadgets dient dabei als Türöffner: „Viele Komponenten müssen zusammenarbeiten, damit alles funktioniert – das Mediensystem, die Zugangskontrolle, die Heizung, die Beleuchtung und das Facility-Management. Auf den Märkten tummeln sich so viele Akteure, dass sie einfach zusammenarbeiten müssen. Google, Apple und andere digitale Dienstleister und die Marktführer im Sicherheitsbereich – darunter ASSA ABLOY – sind in der Lage, umfassende Lösungen auf den Markt zu bringen.“

Hunn wagt einen Blick in die Zukunft: „2014 ist ein prägendes Jahr, aber 2015 wird noch wichtiger. Dann werden wir sehen, ob sich die neuen Produkte in der Gunst der Käufer bewährt haben. Die Vielfalt der beteiligten Ideen, Produkte und Unternehmen könnte zu mehr Innovationen führen als jemals zuvor in der Unterhaltungselektronik, aber die weitere Entwicklung lässt sich nur schwer abschätzen. Auf jeden Fall wird sie Spaß machen.“

Von Sonora Ocampo und John Ambrose


 

Michael Szücs arbeitet seit über einem Jahrzehnt in der Sicherheits- und Identifizierungsbranche. Er ist Experte für Vertrieb und Marketing komplexer Sicherheitslösungen auf internationaler Ebene. Sein Spezialgebiet ist das Zusammenwirken von Echtzeitortung und elektromechanischen Zugangskontrollen. Seit 2013 ist er für 9Solutions tätig, einen Anbieter von Echtzeitortungsverfahren für Arbeitsschutz- und Sicherheitslösungen im Gesundheitswesen.
www.9solutions.com

Caj Södergård ist Permanent Research Professor für Digitale Medientechnologien am Technischen Forschungszentrum VTT in Finnland. Das VTT ist für die gesamte staatliche Anwendungsforschung in Finnland zuständig. Informations- und Kommunikationstechnik sowie Elektronik gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Zentrums.

Für den Elektroniksektor unterhält das VTT eigene Halbleiterfabriken. Das Institut hat u.a. mikroelektronisch-mechanische Systeme (MEMS) und zugehörige Sensoren entwickelt, die in der Fahrzeugindustrie verwendet werden. Big Data ist ein weiterer Forschungsschwerpunkt des VTT.
www.vtt.fi

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