Smartphones öffnen Uni-Türen
Die meisten Studenten haben ihr Handy immer dabei. Kein Wunder, dass sich Sicherheits- und NFC-Anwendungen für Smartphones weltweit an den Unis durchsetzen.
Ein Mobiltelefon hat praktisch jeder Studierende. An modernen Universitäten gibt es fast genauso viele Handys wie Lehrbücher und gestresste Studenten. Und es gibt auch schon die ersten Apps, die bei der Orientierung auf dem Campus helfen – und gleichzeitig für mehr Sicherheit sorgen.
Uni-Sicherheitsanwendungen wie „Safe Campus“ erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. „Safe Campus“ wurden von Guardly entwickelt, einer jungen Technologiefirma aus Toronto. Mit der App können die Anwender bei Notfällen bis zu 15 Kontakte benachrichtigen, darunter den Uni-Sicherheitsdienst und die Behörden.
„Der Dienst verkürzt die Zeit bis zum Eintreffen von Hilfe erheblich“, erklärt Josh Sookman, der Vorstandsvorsitzende von Guardly. In vielen Unis gäbe es Notrufsäulen, die auf Tastendruck eine Verbindung zum Sicherheitspersonal herstellen. Diese Säulen wären zwar nützlich, so Sookman, hätten aber auch ihre Grenzen. In einem Notfall kann es nicht immer möglich sein, vor Ort auf Hilfe zu warten.
„Mit unserer App haben wir die Notrufsäulen sozusagen virtualisiert und direkt in die Hände der Nutzer gelegt“, sagt Sookman.
Erste NFC-Tests
Neben Apps und Onlinelösungen kann auch der NFC-Nahbereichsfunk die Campussicherheit verbessern.
NFC steht für „Near Field Communication“ und ist ein Protokoll für die Funkübertragung über sehr kurze Strecken. Mit NFC-fähigen Handys lassen sich Einkäufe bezahlen und Türen öffnen. NFC-Telefone sind deutlich sicherer als klassische Karten mit Magnetstreifen und daher auch zum Bezahlen und für andere sicherheitskritische Anwendungen geeignet.
Viele Unis nutzen bereits die Vorteile von NFC. An der Universität Nizza Sophia-Antipolis in Frankreich gab es das Projekt „Nice Future Campus“: Die Studierenden hiellten ihre Handys an NFC-Schilder und ließen sich den Weg zur Vorlesung zeigen. Sie konnten mit dem Handy in der Mensa zahlen und in den Bibliotheken nach Büchern suchen. Das Projekt, an dem rund einhundert Studierende teilnahmen, fand Anfang 2011 statt. Das Konsortium für den „Nice Future Campus“ bestand aus sieben Unternehmen, darunter BMS, Orange Labs und ASK.
In den USA hat die Arizona State University gerade zusammen mit HID Global und ASSA ABLOY ein NFC-Pilotprojekt gestartet. 27 Studierende und 5 Angestellte erhielten NFC-Smartphones, mit denen sich insgesamt zehn Türen öffnen lassen, die normalerweise mit Magnetkarten aufgeschlossen werden.
„Bei diesem Projekt geht es darum, ein Alltagsgerät wie das Handy mit besonderen Zugangsrechten auszustatten, so dass sich damit beispielsweise Türen öffnen lassen“, erklärt Laura Ploughe, die an der Universität für Geschäftsanwendungen und für die Finanzkontrolle zuständig ist. „Die Studierenden haben ihr Handy sowieso immer dabei und müssen sich nicht mit Technologien oder Services auseinandersetzen, die sie als veraltet empfinden.“ Durch die Studenten erhalte die noch recht junge NFC-Technologie zudem einen Popularitätsschub.
Die Unis holen auf
Ploughe glaubt, dass sich an den Unis neben der NFC-Zugangskontrolle auch andere NFC-Anwendungen durchsetzen werden. Die Studierenden werden mit dem Handy in der Mensa und an Verkaufsautomaten bezahlen und ihre Prüfungsnoten abfragen.
„An den Unis ist NFC eine vielversprechende Zukunftstechnologie“, glaubt sie. Aber wie lange wird es dauern, bis sich der Nahfunkstandard wirklich durchsetzt?
Charles White glaubt, dass sich der NFC-Trend an den Unis fortsetzen wird, wie die Pilotprojekte in Nizza und Arizona gezeigt hätten. Der Bereichsleiter bei dem Marktforschungsunternehmen TNS fügt aber hinzu: „Der Markt zögert noch vor der großflächigen Einführung von NFC.“
White erklärt: „Die aktuelle Situation ist mit dem Aufkommen der digitalen Videorekorder vergleichbar. Viele, die bereits einen Videorekorder oder einen DVD-Player hatten, waren anfangs nicht an Digitalrekordern interessiert. Die neue Technologie wird sich durchsetzen, aber vorher müssen einige alte Gewohnheiten überwunden werden.“
Eines aber weiß White ganz genau: NFC-Handys werden sofort durchstarten, sobald Apple ein NFC-fähiges Smartphone präsentiert. Samsung, Nokia, HTC und der Blackberry-Hersteller RIM haben bereits die ersten Geräte auf den Markt gebracht.
Ploughe glaubt fest an die flächendeckende NFC-Nutzung an Universitäten. Die Arizona State University will darauf gut vorbereitet sein.
„Die NFC-Branche definiert die Standards und aus den Standards werden kommerzielle Anwendungen mit echtem praktischem Nutzen. Daraus ergibt sich alles Weitere. Die Frage ist nur wann.“
Von Rachel Sa