Sicherheits-Ökosysteme schaffen
In den letzten Jahren kamen zahlreiche Sicherheitslösungen mit dem Anspruch auf den Markt, eigene „Sicherheits-Ökosysteme“ zu bilden. Was muss ein Ökosystem können, um sich auf dem Markt durchzusetzen? Wir haben Experten gefragt.
Vor zwei Jahrzehnten präsentierte der US-Wissenschaftler James F. Moore das New-Age-Unternehmensmodell „Business Ecosystems“, damals eine weitsichtige Strategie für die Zukunft. Diese Zukunft hat nun begonnen.
Die internationale Umsetzung von Business Ecosystems ist keine Revolution, sondern eine Evolution. Gerade die Sicherheitsbranche lässt sich nur zögerlich auf Veränderungen ein, erklärt David Bunzel, Exekutivdirektor der Physical Security Interoperability Alliance (PSIA), einem Gremium, das internationale Standards für Sicherheitstechnologien festlegt. Bunzel ist Gründer und Geschäftsführer der Santa Clara Consulting Group, die Technologiemärkte analysiert und dabei auch den Sicherheitsmarkt beobachtet. Er weiß: „In diesem Segment setzen sich Veränderungen nur langsam durch. Die Sicherheitsfirmen fallen weit hinter den allgemeinen Trend zurück.“
Sei selbst die Veränderung
Das ist gilt trotz des Einflusses, den Moores Artikel Predators and Prey: A New Ecology of Competition (1993 im Harvard Business Review erschienen) und sein anschließendes Buch „The Death of Competition: Leadership and Strategy in the Age of Business Ecosystems“ hatten. „Menschen sind keineswegs immer aufgeschlossen gegenüber Veränderungen“, erklärt Phil Aronson, CEO der Aronson Security Group aus Washington. Aronson ist führend an der Entwicklung von Business-Ökosystemen für die Sicherheitsbranche beteiligt. Diese Ökosysteme werden meist auf offenen Konferenzen entwickelt; Aronson nennt sie The Great Conversation in Security.
„Ich wollte nicht mehr mit anderen Managern an einem Tisch sitzen und mich darüber beklagen, dass wir in unserer Branche mehr Veränderungen brauchen. Ich wollte selbst die Veränderung sein.“
In jeder Branche, auch in der Sicherheitsbranche, erfordert die effektive Umsetzung eines Business-Ökosystems ein proaktives Vorgehen, weiß Ron Worman. Er ist CEO der Sage Group, einem Beratungsunternehmen aus Kalifornien. Aronson gehört zu den Kunden der Sage Group. Die beiden Unternehmen arbeiten seit zwölf Jahren eng zusammen und Worman ist auch auf den Great Conversations anzutreffen.

Die Great Conversation für die Sicherheitsbranche wird von Sage veranstaltet. Sie versteht sich als strategisches Leadership-Event und will Möglichkeiten zur Wertschöpfung in der Risiko-, Resilienz- und Sicherheitsbranche aufzeigen.
Worman erklärt: „Veränderungen anzuführen ist etwas ganz anderes, als auf Veränderungen zu reagieren. Führerschaft erfordert Aufgeschlossenheit und bewusstes Handeln. Zuerst muss jedoch klar sein, warum Veränderungen nützlich sind und wie sie gefördert werden können. Die Belohnung:

„Führerschaft erfordert Aufgeschlossenheit und bewusstes Handeln“, erklärt Ron Worman, CEO der Sage Gruppe.
Das Vorantreiben von Veränderungen schafft die Voraussetzungen für bessere Kunden, bessere Einnahmen, bessere Gewinne und bessere Mitarbeiter.“
Was genau ist ein Business-Ökosystem?
Doch was ist eigentlich ein Business-Ökosystem? Nach dem Modell von Moore aus den 1990-er Jahren ist es „eine Wirtschaftsgemeinschaft auf der Grundlage interagierender Organisationen und Personen – den Organismen der Geschäftswelt.“ Zu den Mitgliedern eines Ökosystems gehören konkurrierende Unternehmen, Hersteller, Zulieferer und sogar die Endkunden. Sie alle haben eine gemeinsame Vision.
Der Begriff `Ökosystem´ beschreibt ein Netzwerk aus interagierenden Organismen und ihrer Umgebung.
Worman hat die Begrifflichkeiten an die Gegenwart angepasst: „Der Begriff `Ökosystem´ beschreibt ein Netzwerk aus interagierenden Organismen und ihrer Umgebung. In der Geschäftswelt sind diese Organismen die Unternehmen und ihre Umgebung ist der Markt. Durch die Modellierung des Baseline-Verhaltens eines Ökosystems lassen sich weitreichende Erkenntnis über seinen Funktionszustand – Intaktheit und Wert – gewinnen. Ausgehend von der Baseline können Strategien gebildet und modelliert werden. Auch Kennzahlen lassen sich festlegen.“
Für Bunzel, Aronson und Worman ist die Weiterentwicklung von robusten und dynamischen Business-Ökosystemen unverzichtbar für Wohlergehen jeder Branche – auch der Sicherheitsbranche.
In einem Folgeartikel werden wir auf dieses Thema zurückkommen.
Bleiben Sie dran.
Von Bruce Kirkland