Schutz vor Dokumentfälschungen
Im Vorjahr waren in den USA gefälschte Dokumente für einen wirtschaftlichen Schaden von 994 Milliarden Dollar verantwortlich – das sind sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zu dieser Einschätzung gelangte die US Association of Certified Fraud Examiners. Neue Technologien helfen, den Schaden zu begrenzen.
Mit modernen Mitteln lassen sich Schecks, Urkunden und Ausweise wesentlich besser schützen. Im Jahr 2001 fand der Sicherheitsdokumentenhersteller „Standard Register“ in einer Untersuchung heraus, dass jeder tausendste Scheck gefälscht war. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Fälschungsrate bei Schecks mit mindestens zwei Sicherheitsmerkmalen deutlich geringer war: Nur einer von 100.000 Schecks war gefälscht.
Standard Register hat eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen für Dokumente entwickelt, dazu gehören Spezialtinten, spezielle Druckfarbenzusätze und selbst hergestelltes Spezialpapier. Der Dokumentenschutz wird durch Kopierschutzsysteme wie Pantografen (versucht jemand, das Original zu kopieren, erscheint auf der Kopie ein Warnhinweis), Wasserzeichen und Mikroschrift gewährleistet.
Da diese Sicherheitsmerkmale nur funktionieren, wenn der Empfänger das Dokument aufmerksam prüft, schlägt Standard Register vor, die Prüfanweisung direkt auf die Dokumente zu drucken.
Hohe Fälschungssicherheit
Das britische Unternehmen Ingenia Technology wendet ein anderes Verfahren an, die sogenannte Laser-Oberflächen-Authentifizierung (LSA), die von einer Forschergruppe am Imperial College London unter Leitung von Professor Russell Cowburn entwickelt wurde. Sie basiert auf der Tatsache, dass jedes Dokument, egal ob aus Papier, Kunststoff, Metall oder Pappe, aufgrund mikroskopisch kleiner Oberflächenunebenheiten einzigartig ist. Die Oberfläche des Materials wird gescannt und auf der Grundlage der Scaninformationen wird ein spezifischer Code erzeugt, der das Dokument identifiziert. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Aktienzertifikat, einen Ausweis, eine Tablettenverpackung oder einen Transportkarton handelt.
Der Code wird entweder in einer zentralen Datenbank gespeichert oder dem Dokument als verschlüsselter Barcode beigefügt. Der Code hält eine Menge aus. In einem Artikel für die Wissenschaftszeitschrift „Nature“ haben die Forscher im Jahr 2005 beschrieben, wie sie Dokumente zusammengeknüllt, anschließend wieder auseinandergefaltet, in Wasser getaucht und wieder getrocknet, im Ofen erhitzt, bekritzelt und mit einem Radiergummi bearbeitet haben – zum Schluss ließ sich der Barcode immer noch lesen.
Die Verfasser betonen, dass ihre Methode ganz ohne herstellerspezifische Fertigungsverfahren auskommt: „Auch die Erfinder waren nicht in der Lage, die einzigartigen Merkmale des Materials mechanisch nachzubilden, da kein Verfahren zum Kopieren von Oberflächen bekannt ist, das die erforderliche Genauigkeit hat.“
Das LSA-Verfahren kann zwar die Echtheit des Dokuments garantieren, aber es kann, anders als die berührungsfreie RFID-Datenübertragung, nicht die Echtheit der Angaben auf dem Dokument garantieren. RFID scheint zum System der Wahl für diese Zwecke geworden zu sein. Elektronische Reisepässe und Ausweise mit RFID-Chips gibt es bereits in mehreren Ländern.
E-Wahl
Zwei Unternehmen der HID Global Gruppe, Aontec in Galway (Irland) und das HID Global-Werk in Erfurt, wenden unterschiedliche Fertigungstechnologien für die Chipmodule und Antennen an, die in elektronischen Dokumenten zum Einsatz kommen.
Die Chips speichern die üblichen Ausweisdaten, können zusätzlich aber auch Fingerabdrücke und andere biometrische Daten enthalten. Der Schutzgrad hängt von der Wichtigkeit der Daten ab. Mindestens der „maschinenlesbare Bereich“ (MRZ) muss durch ein Lesegerät gezogen werden, bevor der Ausweis die elektronischen Stammdaten (Name, Geburtstag, Porträtfoto usw.) verrät. Das dazu benötigte BAC-Basisprotokoll wird durch einen statischen Schlüssel aus der MRZ geschützt.
Die EU schreibt ab Juni 2009 Reisepässe mit Fingerabdrücken vor. Dazu erklärt Marc Bielman, Vice President of Global Production & Sourcing bei HID Global: „Es wird notwendig, die Erweiterten Zugriffskontrollprotokolle (EAC) zu nutzen, die einen höheren Grad an Sicherheit bieten und mit Authentifizierungs- und Verschlüsselungsverfahren arbeiten, die in vergleichbarer Form für die rechtsverbindliche elektronische Unterschrift vorgeschrieben sind. Nur autorisierte Lesegeräte haben Zugriff auf die Fingerabdruckdaten. Jedes Land muss anderen, autorisierten Ländern seine Entschlüsselungsalgorithmen zugänglich machen.“
RFID sorgt für eine zusätzliche Sicherheitsebene. „Früher waren die Reisepässe durch ultraviolette Tinte und einen Stempel auf dem Passfoto geschützt“, sagt Bielmann. „Die darauf folgende Ausweisgeneration hatte eine Kunststoffseite mit einem Digitalfoto und in der nächsten Generation war der Name mit Laser eingraviert. Der nächste Schritt ist nun die Einführung von RFID. Der Kontrolleur muss das Passfoto mit dem Bild vergleichen, das auf dem Chip gespeichert ist. Zusätzlich muss er prüfen, ob der aktuelle Ausweisinhaber mit der Person auf dem Foto identisch ist.“
Die erhöhte Sicherheit bringt auch zusätzlichen Bedienkomfort. „Es gibt bereits Flughäfen, wo die Inhaber von elektronischen Reisepässen nur 45 Sekunden auf ihre Abfertigung warten müssen“, sagt Bielmann.
Keines dieser Verfahren kann einen absoluten Schutz bieten und Fälscher arbeiten mit Sicherheit schon an Methoden, mit denen sie die neuen Technologien austricksen wollen. Aber insgesamt sind die neuen Ausweisdokumente sicherer als ihre Vorgänger.