Schau mich an
Unsere Augen verraten, wer wir sind – die automatisierte Iris-Erkennung macht es möglich. Viele Unternehmen und Behörden setzen die neue Technologie bereits in den unterschiedlichsten Bereichen ein, von der Zutrittssteuerung bis zum Zeitmanagement.
Die Iris-Erkennung wird oft mit dem Netzhaut-Scan verwechselt, doch bei der Iris-Erkennung wird lediglich der farbige Bereich auf der Pupille (die „Iris“) ausgewertet.
Die Netzhaut (Retina) besteht aus den Sehzellen auf der Rückseite des Auges
und ist nicht sichtbar. Während bei der Iris-Erkennung lediglich die Struktur der Regenbogenhaut (Iris) interessiert, wird bei der Netzhaut-Erkennung die Anordnung der Blutgefäße in der Retina analysiert.
„Die Iris ist im Gegensatz zur Retina sichtbar. Sie lässt sich daher einfacher erfassen“, erklärt David Usher, leitender Wissenschaftler bei Retica Systems, einem Unternehmen aus Massachusetts, das Managementsysteme für die Iris-Erkennung entwickelt. „Bei der Iris-Erkennung erfolgt die Bildgebung durch LEDs im Nah-Infrarotbereich. Die Bilddaten werden mit Hilfe von Algorithmen verschlüsselt. So entsteht ein individuelles Muster, das für den Identitätsabgleich nutzbar ist.“
Das Verfahren gewinnt schnell an Popularität. So nutzt ein renommiertes Hotel in Boston die Iris-Erkennung für den Zugang zur Präsidentensuite und eine andere Firma in Boston speichert mit dem gleichen Verfahren die biometrischen Daten von Kindern, so dass eine spätere Identifizierung möglich ist.
„Seit 2002 verzeichnen wir auf dem Markt zweistellige Wachstumsraten“, sagt Mohammed Murad, der bei Iris ID für die internationale Geschäftsentwicklung und den Vertrieb zuständig ist. Die in New Jersey ansässige Firma entwickelt seit 1999 Produkte für die Iris-Erkennung.
„Unsere Technologie kommt überall dort zum Einsatz, wo eine Identitätsprüfung erforderlich ist“, erklärt Murad. „Das können einfache Gebäudezugangssteuerungen, aber auch Dokumente oder Ausweise sein.“
Die Iris-Biometrie spielt eine wichtige Rolle bei der Zutrittsüberwachung in Hochsicherheitsbereichen. Auf 29 Flughäfen in Kanada wird der Zugang der Mitarbeiter zu den Sicherheitsbereichen bereits über die Iris-Erkennung geregelt und auf dem Flughafen Amsterdam Schiphol können Crews und Vielflieger jetzt durch die Iris-Lesegeräte schneller abgefertigt werden.
Viele glauben, dass die Iris-Erkennung noch weitgehend Fiktion ist, die allenfalls in Agentenfilmen oder Hochsicherheitseinrichtungen vorkommt, aber das stimmt nicht. Die Technik kommt bereits in vielen, meist eher einfachen Anwendungen zum Einsatz.
„So gibt es eine Zuckerrübenfabrik in Wisconsin, wo die Iris-Erkennung zur Anwesenheitserfassung der Mitarbeiter genutzt wird“, erklärt Murad. Das Verfahren ist viel genauer als herkömmliche Magnetkarten, aber deutlich weniger störend als Fingerscanner und andere biometrische Verfahren.
Die Bilderfassung sei sicher, meint Usher. „Die für die Nah-Infrarot-LEDs erforderliche Lichtstärke liegt weit unter den zulässigen Grenzwerten.“
Welche Vor- und Nachteile bietet die Iris-Erkennung gegenüber anderen biometrischen Verfahren, beispielsweise der Handbiometrie?
„Die Iris hat deutlich mehr individuelle Merkmale als Fingerkuppen oder andere biometrische Merkmale“, erklärt Murad. „Sie ist daher erheblich genauer als die herkömmliche Biometrie und wird vom Anwender auch als weniger störend empfunden, da die Messung kontaktfrei erfolgt.“
Es gibt bereits eine Reihe von Anlagen, in denen die Iris-Erkennung mit anderen biometrischen Verfahren kombiniert wird, um die Sicherheit zu erhöhen. So prüft das FBI für sein NGI-Programm (Next Generation Identity) die kombinierte Erfassung von Finger-, Gesichts- und Augenmerkmalen.
„Bislang setzt das FBI ausschließlich auf Fingerabdrücke, aber es leuchtet ein, dass die zusätzliche Erfassung der Iris weitere Vorteile bringt“, sagt Murad.
Allerdings funktioniert die Iris-Erkennung nicht immer.
„Wenn jemand dunkle Kontaktlinsen trägt, ist das genauso, als würde ich beim Finger-Scan Handschuhe tragen. In beiden Fällen ist eine Identifizierung nicht möglich“, sagt Usher. „Die Geräte müssen also automatisch erkennen können, ob eine Person dunkle Kontaktlinsen trägt.“ Bei ungefärbten Kontaktlinsen besteht dagegen kein Problem.
Anders als Netzhaut-Scans, die weitgehend auf medizinische oder wissenschaftliche Anwendungszwecke begrenzt sind und sich im kommerziellen Bereich noch nicht durchsetzen konnten, ist die Iris-Erkennung ein eher unaufdringliches Verfahren. Forscher und Firmen entwickeln mittlerweile Methoden, um die Iris aus einem Abstand von über einem Meter sicher zu erfassen. Auch an der Iris-Erfassung von bewegten Personen wird geforscht.
Übergreifendes Ziel dieser neuen Verfahren ist eine möglichst unaufdringliche Erfassung. „Wir wollen das Verfahren so unkompliziert machen, dass die Personen nicht extra stehenbleiben müssen“, sagt Murad.
Da die Iris-Erkennung immer günstiger wird, steht einer breiten Akzeptanz am Markt nichts entgegen.
Von Rachel Sa
* Pflichtfeld