Rollende Münzen
Wir können zwischen den unterschiedlichsten Möglichkeiten wählen, um unsere Einkäufe elektronisch zu bezahlen: Eigentlich sollte Bargeld längst keine Rolle mehr spielen. Dennoch ist es immer noch das bevorzugte Zahlungsmittel.
49 Prozent aller Europäer zahlen am liebsten bar; zu diesem Schluss kommt eine Umfrage des „EuroBarometer“, die von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben wurde. Mehr als die Hälfte aller Einkäufe weltweit werden nicht elektronisch, sondern ganz klassisch mit Münzen und Scheinen bezahlt. Das dafür erforderliche Bargeld, aber auch Gold und Juwelen, ist Tag für Tag auf der Straße unterwegs, in jedem Land der Welt. Doch wo es Bargeld gibt, besteht immer auch die Gefahr, Diebe anzulocken.
Im Jahr 2005 gab es in Großbritannien 836 Raubüberfälle, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Überfälle nehmen nicht nur zu, sondern werden auch gewalttätiger: Insgesamt wurden 2005 in Großbritannien 170 Geldboten verletzt.
In Schweden ist die Anzahl der Raubüberfälle in den letzten Jahren konstant hoch geblieben. Die meisten Überfälle erfolgen beim Beladen der Geldtransporter, doch auch an Ampeln schlagen die Täter zu. In einigen Fällen setzten sie Sprengstoff ein, meist um die Geldkassetten zu öffnen, aber in einem Fall auch, um das Fahrzeug zu öffnen. Den Räubern bleibt nicht viel Zeit; ein Überfall dauert nur wenige Minuten.
Hilfreiche Hindernisse
Über die Höhe der geraubten Gelder ist wenig bekannt, denn die Sicherheitsfirmen und Banken haben kein Interesse daran, über ihre Verluste zu informieren.
Die Sicherheitsfirmen legen den Räubern eine Reihe von Hindernissen in den Weg. Die Transporter sind schwer gepanzert und die Geldkassetten durch ein Farbspritzsystem geschützt. Wenn eine Kassette nicht ordnungsgemäß geöffnet wird, spritzt rote Farbe unter sehr hohem Druck auf die Geldscheine und die Diebe haben keine Chance, das System zu überlisten. Die Farbe ist nicht abwaschbar und macht die Scheine wertlos.
Eine andere Lösung besteht darin, das Öffnen der Kassetten zu erschweren. Die Kassetten werden durch elektromagnetische Schlösser geschützt, die an das Datennetzwerk im Transporter angeschlossen sind und regelmäßig ein GPS-Signal empfangen. Die Geldkassetten werden im Transporter an einem Sicherheitsregal befestigt, dessen Schlösser sich erst öffnen, wenn das Fahrtziel erreicht ist. Sollte das gepanzerte Fahrzeug von der Route abweichen, lassen sich die Schlösser nicht öffnen.
Eine andere Lösung besteht darin, Geldkassetten mit einem Fingerabdruckscanner auszurüsten. In Südafrika haben die Einzelhändler ein elektronisches Gerät, das alle Einzahlungen in die Kassette zählt und überprüft. Die Sicherheitskassette ist aus Spezialstahl; sie lässt sich nur öffnen, wenn der integrierte Fingerabdruckscanner sein OK gibt.
Schwer aufzuhalten
Moderne mobile Videokameras zeichnen in DVD-Qualität auf und übermitteln ihr Signal über drahtlose GPRS- oder 3G-Netzwerke. Diese Überwachungstechnik kann Überfälle nicht verhindern, aber die Suche nach den Tätern erleichtern.
Wenn es um hohe Geldbeträge geht, lassen sich Räuber auch von schwer gepanzerten Geldtransportern und modernen Schließ- und Videoüberwachungsanlagen nicht abschrecken.
„Solange das Geld auf der Straße unterwegs ist, besteht immer eine gewisse Versuchung“, meint Per Winberg, der Vorsitzende der schwedischen Transportarbeitergewerkschaft.
„Die Situation verbessert sich langsam. Wir haben neue Alarmanlagen und setzen jetzt die Geldkassetten mit der roten Farbe ein. Das Beladen der Transporter ist besser geworden und auch unsere Kunden haben den Umgang mit Bargeld verbessert“, erklärt der Gewerkschafter.
Dennoch bleibt noch viel zu tun: Mögliche Verbesserungen sind geheime Routen, häufige Strecken- und Zeitänderungen, Personalschulungen, besser geschützte Kassetten und eine intensivere Videoüberwachung. Ein guter Schutz lässt sich letztlich nur erreichen, wenn die Sicherheitsfirmen unterschiedliche Sicherheitsfunktionen kombinieren.
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