Mehr Offenheit
Im März verabschiedete die US-amerikanische Security Industry Association (SIA) einen Schnittstellenstandard für digitale Videoüberwachungssysteme.
Der Standard – offizielle Bezeichnung: ANSI/SIA OSIPS DVI-01:2008 – stellt einen historischen Schritt dar und zeugt davon, dass der Markt für Sicherheitslösungen einen gewissen Reifegrad erreicht hat. Der Standard wurde von einer SIA-Arbeitsgruppe ausgearbeitet, die sich das Ziel gesetzt hat, die Kompatibilität zwischen den Sicherheitslösungen unterschiedlicher Anbieter zu verbessern.
OSIPS steht für „Open, System Integration and Performance Standards“ und ist eine Sammelbezeichnung für die von der SIA verabschiedeten Standards.
Zugang optional
„Alle Standards sind freiwillig, Hersteller müssen sich nicht an sie halten”, erklärt Gary Klinefelter, der bei HID Global für den Bereich „Strategische Innovationen“ verantwortlich ist und den SIA-Standardisierungsausschuss leitet. „Als Unternehmen müssen sie sich aber spätestens dann mit Standards und Normen auseinandersetzen, wenn der Markt negativ reagiert und ihnen Neugeschäfte infolge der fehlenden Standardisierung entgehen.”
In der Sicherheitsbranche spielt die Informationstechnik, aber auch Fragen des geistigen Eigentums, eine zunehmend wichtige Rolle. Mittlerweile haben wir einen Punkt erreicht, wo der Endanwender die Möglichkeit hat, Produkte unterschiedlicher Hersteller zu der für ihn optimalen Lösung zu kombinieren.
„Das ist ein echter Schritt hin zu offenen Systemen”, ist Klinefelter überzeugt. „Durch die Standards schaffen wir einen Bezugsrahmen für Sicherheitstechnik, der bislang gefehlt hat. Vielleicht beklagen sich einige IT-Abteilungen, dass wir schon heute zu viele Standards haben, aber für meinen Geschmack sind die vorhandenen Standards einfach zu unspezifisch für unsere Branche.”
Die Folgen fehlender Sicherheitsstandards bekommen Endanwender zu spüren, wenn sie Systeme von unterschiedlichen Anbietern zu einer Gesamtlösung zusammenfassen wollen. Unternehmen und Behörden haben einen unnötig hohen Aufwand, da sie die Hard- und Software mehrerer Hersteller unterstützen müssen. Integration ohne Standards bringt immer Probleme, was jeder weiß, der schon einmal die Hard- oder Software in einem gemischten System aktualisieren musste. Proprietäre, herstellerabhängige Systeme schränken die Wahlfreiheit des Kunden ein.
Breite Unterstützung
Die OSIPS-Arbeitsgruppe hat zwei Schwerpunkte, die eng zusammenhängen. Zum einen will sie Integrationsstandards für Sicherheitstechnik definieren und die Sicherheitstechnik so flexibler und effektiver machen, zum anderen sollen einheitliche Funktionsanforderungen an Sicherheitsanlagen festgelegt werden.
Die OSIPS-Teilnehmer vertreten ein breites Interessenspektrum. Auf Herstellerseite dominieren Softwareentwickler und Marktspezialisten, aber auch Endanwender sind eingeladen, ihre Vorstellungen einzubringen.
Durch die Teilnahme können die Mitglieder die weitere Entwicklung aktiv beeinflussen, was in der Tat für viele Teilnehmer ein wichtiges Motiv sei, meint Monica Rigano, SIA Director of Standards.
„Endanwender, Behörden und Unternehmen wissen, dass sie sich an uns wenden können. Sie beschreiben uns ihre Anforderungen und mit ein bisschen Glück schlagen sich diese Anforderungen dann in realen Produkten nieder”, erklärt sie. „Unternehmen, die Standards noch nicht als strategische Geschäftskomponente begreifen, sollten ihre Einstellung ändern, auch wenn dies bei einigen Firmen sicher ein völliges Umdenken erforderlich macht. Aber es gibt die unterschiedlichsten Initiativen und durch ihre Teilnahme stellen Firmen sicher, dass ihre Produkte und ihr Knowhow relevant bleiben.”
Gary Klinefelter weist darauf hin, dass Industriestandards, die durch freiwillige Vereinbarungen zwischen Unternehmen zustande kommen, den Herstellern erlauben, „Routineaufgaben zu vereinfachen und sich mehr auf die eigentliche Wertschöpfung zu konzentrieren.”
Genauso wie die Produktentwicklung erfordere auch die Umsetzung von Standards die direkte Zusammenarbeit mit Kunden, so Klinefelter. „Die Festlegung von Standards sollte zeitgleich zur Produktentwicklung und Akzeptanzprüfung erfolgen. Die Arbeit an Standards ist nie abgeschlossen, da laufend neue Entwicklungen und Kundenwünsche berücksichtigt werden müssen.”
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