Lösungen für mehr Umsatz und Sicherheit
Kundenkomfort oder Sicherheit? Einzelhändler müssen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen beiden Anforderungen finden. Durch eine intelligente Videoüberwachung und übersichtliche Ladengestaltung haben sie jetzt bessere Möglichkeiten dazu.
Sicherheitskameras kommen im Einzelhandel schon seit Jahrzehnten zum Einsatz, um Diebstähle zu verhindern und gerichtsfeste Beweise zu liefern, doch die Idee, die Überwachungstechnik auch für betriebswirtschaftliche Analysen einzusetzen, ist relativ jung. Mit ausreichend Rechenleistung und einer guten Auswertungssoftware stehen Einzelhändlern ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung.
Kunden, die sich auffällig verhalten oder Verbotszonen betreten: Die Software wertet die Kameraaufnahmen aus und erkennt die Gefahren. Die Auswertung erfolgt wahlweise in Echtzeit oder mit Archivmaterial. Erkennt das System eine Gefahr, benachrichtigt es automatisch das Sicherheitspersonal, das dann eingreifen kann.
Heute wird die Videoanalyse neben der Gefahrenerkennung auch zur Verkehrs- und Statistikauswertung eingesetzt.
Früher dienten Überwachungskameras in erster Linie der Abschreckung.
Ariel N. Frischoff, Vertriebsleiter bei Agent Vi, einem Anbieter von Videoanalyselösungen, erläutert die Gründe für die neuen Anwendungsbereiche: „Durch den Wechsel von Analog- zu Digitalkameras und zu reinen Internet-Netzwerken haben sich die bestehenden Systeme selbst neue Anwendungsbereiche geschaffen. Die Business Intelligence, also die Auswertung von Daten für betriebswirtschaftliche Zwecke, ist einer dieser Bereiche. Früher dienten Überwachungskameras in erster Linie der Abschreckung.“
Für die automatische Echtzeitauswertung hochauflösender Videofeeds brauchen die Einzelhändler allerdings zusätzliche Rechenleistung, für die Unmengen an Daten brauchen sie Festplatten und die neuen Server müssen auch irgendwo untergebracht werden. Vor allem aber brauchen sie Schadensverhütungsexperten, die sich mit den Marketing-Fachleuten abstimmen.
Statistiken über das Einkaufsverhalten
„Einzelhändler können eigentlich nie genug über ihre Kunden wissen – wer sind sie und wie verhalten sie sich im Laden? Früher waren die einzigen wirklich zuverlässigen Informationen die Verkaufszahlen, manchmal auch die Besucherzahlen, doch diese Zahlen geben nicht unbedingt Aufschluss über den Erfolg von Marketingkampagnen.“
Der Einzelhändler kann auch das Besucherverhalten in den unterschiedlichen Ladenzonen vergleichen und feststellen, ob sich die Kunden in der unmittelbaren Nähe von Premiumprodukten anders verhalten als in den restlichen Verkaufszonen.
Videoanalysesoftware erfüllt diesen Bedarf, indem sie die Aufnahmen der Ladenkameras auswertet und auf dieser Grundlage eigene Statistiken erstellt und wertvolle Hinweise gibt. Die Statistiken lassen sich zu detaillierten Umsatzberichten verdichten, mit denen der Einzelhändler das Einkaufsverhalten seiner Kunden zu unterschiedlichen Tageszeiten vergleichen kann. Er kann auch das Besucherverhalten in den unterschiedlichen Ladenzonen vergleichen und feststellen, ob sich die Kunden in der unmittelbaren Nähe von Premiumprodukten anders verhalten als in den restlichen Verkaufszonen.

“Retailers use video analytics in designing the stores, since it helps them know where to position different products within the store. In the past, they just guessed at it,” Frischoff says.
„Die Informationen werden übersichtlich präsentiert und bilden die Grundlage für konkrete Maßnahmen“, sagt Frischoff. Er arbeitet gerade mit einem Pharma-Einzelhändler zusammen, der die Korrelation zwischen Umsätzen und der Verweildauer von Kunden untersucht. „Einzelhändler nutzen die Videoanalyse auch für die Gestaltung von Läden. Früher hing die Produktpositionierung oft vom Bauchgefühl ab, aber heute haben wir die Möglichkeit, die einzelnen Produkte optimal zu positionieren“, sagt Frischoff. „Betreiber von Einzelhandelsketten können prüfen, ob der Umsatz eines bestimmten Produkts in Geschäften mit identischen Besucherzahlen auch identisch ist oder ob es Unterschiede gibt. Bei abweichenden Umsätzen lässt sich mit einer Videoanalyse oft der Grund dafür ermitteln.“
Es gibt weitere Mittel, mit denen sich Sicherheit und Komfort gleichzeitig verbessern lassen.
Das „Brandscaping“ gehört dazu. Es wird in Belgien von dem renommierten Designerbüro MAXIMALdesign bei der Gestaltung von Geschäften und Büros eingesetzt. „Architektur und Innendesign sind zu Marketingwerkzeugen geworden. Sie sollen das Markenimage kommunizieren, das Interesse bei Kunden wecken und die Angestellten motivieren“, erklärt Chefdesigner Maxime Szyf. Durch die aufsehenerregende Gestaltung von Produkten und Verkaufsräumen will das Designbüro eine Verbindung zwischen Menschen und Marken schaffen. „Auch bei strategischen Zielen wie Markenbekanntheit und Besucherzahlen streben wir meßbare Ergebnisse an“, fügt Szyf hinzu.
Ausgeglichene Raumgestaltung
Bei der Gestaltung der Verkaufsräume aus Sicherheits- und Marketingperspektive war MAXIMALdesign Vorreiter mit dem „Savannen-Konzept“. Szyf erklärt, worum es dabei geht: Das gesamte Geschäft muss übersichtlich gestaltet werden, es darf keine versteckten Ecken geben, in denen sich Ladendiebe herumtreiben können: „Eine gewisse Privatsphäre muss dennoch gewährleistet sein, damit sich die Kunden entspannen können, ohne den Überblick zu verlieren.“
Das Konzept basiert auf dem Verhalten von Wildtieren in der offenen Steppe Afrikas. „Die Tiere sitzen gern neben Büschen, wo sie ihren eigenen Platz haben und sich sicher fühlen, aber gleichzeitig die gesamte Umgebung im Blick behalten können.“
Das Konzept basiert auf dem Verhalten von Wildtieren in der offenen Steppe Afrikas. „Die Tiere sitzen gern neben Büschen, wo sie ihren eigenen Platz haben und sich sicher fühlen, aber gleichzeitig die gesamte Umgebung im Blick behalten können.“
„Der Mensch hat ähnliche Bedürfnisse, will dabei aber nicht auf seine neuesten Spielzeuge verzichten. Smartphones und Apps sollen den Einkauf bequemer machen, Interaktivität ist ein wichtiger Trend. Richtig genutzt, kann Interaktivität zur Image- und Umsatzförderung beitragen“, sagt Szyf.
„In der schnelllebigen Digitalkultur kurbelt Interaktivität den Umsatz an und sie endet beim Verlassen des Geschäfts noch lange nicht. Kunden nutzen Websites und Apps auch außerhalb des Ladens. Bevor sie in ein Geschäft gehen, schauen sich viele die Wunschprodukte im Internet an und vergleichen die Preise. Einzelhändler sollten diese interaktiven Technologien nutzen und ansprechende, nützliche Angebote schaffen, um die Kunden bei ihren Einkaufsentscheidungen zu unterstützen“, fügt Szyf hinzu.
Die Sicherheit spielt natürlich auch im Internet eine Rolle. Sicherheitstechnologien können wichtige Dienste leisten und zur Absicherung des Geschäftsbetriebs beitragen.
Von Jonas Rehnberg