Geldbörsen mit Intelligenz
Bargeldloses Einkaufen mit dem Handy ist ein interessanter Einsatzbereich für die NFC-Technologie – aber auch ein extrem komplexer. Technisch gesehen ist das Herunterladen von Dateien oder Klingeltönen eine simple Angelegenheit. Bei sicherheitsrelevanten Anwendungen sieht es anders aus, denn hier müssen mehrere Anbieter zusammenarbeiten.
In Japan gibt es schon einige Millionen NFC-fähiger Handys. Die Handynutzer können per Handy einkaufen und ihre Restaurantrechnungen bezahlen. Da die Handyverträge mit NTT DoCoMo abgeschlossen werden, einem Telekommunikationsunternehmen, das sich bei einer der größten Kreditkartenfirmen Japans eingekauft hat, lassen sich die Transaktionen relativ unkompliziert gestalten. „Wir haben die erforderliche Technik und wissen, dass sie zuverlässig funktioniert. Jetzt geht es vor allem darum, alle beteiligten Unternehmen an einen Tisch zu bringen und gemeinsam eine funktionierende Lösung zu entwickeln“, meint Mohammad Khan, der Vorsitzende des NFC-Lösungsanbieters VivoTech.
In einer Reihe von Versuchen mit NFC-fähigen Telefonen konnten bereits große Fortschritte erzielt werden.
NFC am Broadway
Einer der umfangreichsten Versuche fand in New York statt. An dem mehrmontigen Test „NYC Mobile Trial“ beteiligten sich Mastercard, Citibank, Nokia und Cingular (mit Unterstützung von VivoTech). Da MasterCard in New York bereits das kontaktlose Bezahlsystem PayPass installiert hat, war die Stadt perfekt für die Tests geeignet.
„Wir konnten die vorhandenen Kassensysteme nutzen“, erklärt Peter Wakin, der bei Nokia für das Corporate Venturing zuständig ist. Da Nokia die NFC-Technologie für Mobiltelefone seit 1991 entwickelt, war die Ausstattung der Versuchsteilnehmer kein Problem.
Alle Teilnehmer erhielten NFC-Handys von Nokia, auf denen die Daten ihrer Cingular- und MasterCard-Konten gespeichert waren. Sie konnten mit den Handys Geld abheben und in Supermärkten, Fastfood-Restaurants und Kinos einkaufen. Auch einige U-Bahn-Drehkreuze wurden mit NFC-Lesegeräten ausgestattet. „Die Teilnehmer mussten nicht extra ihre Geldbörse zücken oder sich am Fahrkartenautomaten anstellen. Sie haben einfach bezahlt, indem sie ihr NFC-Handy kurz an ein Lesegerät gehalten haben“, beschreibt Mohammad Khan.
Da beim Bezahlen die Sicherheit eine wichtige Rolle spielt, waren einige Schutzmechanismen in die NFC-Technik eingebaut. Wakin weist darauf hin, dass bereits die kurze Reichweite der NFC-Geräte einen guten Schutz darstellt. Da die Übertragungsreichweite bei 2,5 cm liegt, muss das Handy das Lesegerät praktisch direkt berühren. Heimliche Datenabfragen durch weiter entfernte Scanner werden so erschwert.
Khan fügt hinzu: „Die Daten werden nach dem DES-Verfahren mit 128 Bit verschlüsselt, das als sicher gilt.“ Bei höheren Geldbeträgen muss der Kunde zusätzlich einen PIN-Code eingeben.
Interessante Perspektiven
Die Auswertung des Versuchs ist noch nicht abgeschlossen, aber die bisher eingegangenen Rückmeldungen sind positiv. „Einige Teilnehmer haben ihre Handys verloren, doch sonst gab es keine weiteren Zwischenfälle“, erklärt Wakin. Der Versuch demonstrierte die prinzipielle Eignung der NFC-Technik. Unternehmen, die ihren Kunden die Möglichkeit bieten wollen, per NFC-Handy zu zahlen, werden die Versuchsergebnisse sicher sorgfältig auswerten.
Vor allem in den USA wird die praktische Umsetzung nicht einfach sein. Es muss eine kritische Masse an Händlern geben, die sich die rund 100 Dollar teuren NFC-Lesegeräte anschaffen. Die Kunden müssen von den Vorteilen der Technik überzeugt werden und vor allem müssen die Banken und Mobilfunkbetreiber eng zusammenarbeiten, damit es keine Probleme beim Bezahlen gibt.