Das sprechende Auge

Die Anwendungen, die auf dem ersten europäischen NFC-Wettbewerb präsentiert wurden, zeugen vom innovativen Potenzial der noch relativ jungen Funktechnik.

Auf dem Wettbewerb Touching the Future präsentierten 53 Teilnehmer aus 13 Ländern ihre NFC-Anwendungen. Der Wettbewerb unter dem Motto „Simplicity of Touch“ wurde gemeinsam vom NFC-Forum und dem SmartTouch-Projekt veranstaltet und fand am 27. April in Monaco statt.

„Mit dem Wettbewerb wollten wir neue Perspektiven aufzeigen“, erklärt Gerhard Romen, der stellvertretende Vorsitzende des NFC-Forums. „Wir wollten zeigen, welche Möglichkeiten in der NFC-Technik stecken.“  

Die Nahbereichsübertragungstechnologie NFC wird in Mobiltelefonen, Computern und in der Unterhaltungselektronik eingesetzt. NFC-Geräte können Daten austauschen, wenn sie nicht mehr als einige Zentimeter voneinander entfernt sind.  

Touching the Future bestand aus zwei Einzelwettbewerben. An Wettbewerb A konnten sich Hersteller mit NFC-Lösungen beteiligen, die bereits in der Praxis eingesetzt werden, während Wettbewerb B zur Vorstellung geplanter NFC-Lösungen diente.  

Die Gewinner
Mit ihrem „sehenden Telefon“ gewannen Sonja Leskinen und ihre Kollegen Tapio Matinmikko und Vili Törmänen vom Technischen Forschungszentrum Finnlands (VTT) den Wettbewerb B.

„Es gab so viele Teilnehmer mit großartigen Ideen. Wir haben uns über den ersten Platz riesig gefreut“, meint Leskinen. Das sehende Telefon hilft Blinden beim Lebensmitteleinkauf. Dazu muss der Händler alle Produktregale mit NFC-Etiketten versehen, auf denen die Produktbezeichnungen, Preise und Inhaltsstoffe gespeichert sind. Die Käufer halten ihr NFC-Handy einfach an das Etikett und das Telefon liest die Informationen vor.  

Das „Sehfon“ wurde vor zwei Jahren vom VTT-Forscher Tapio Matinmikko entwickelt, der einen blinden Bruder hat. Damals gab es die erforderliche Technik noch nicht.

Touching the Future, das Motto der Veranstaltung, passt ausgezeichnet zu diesem Konzept, findet Leskinen. „Heute haben wir die Technik, die wir für das Sehfon brauchen“, erklärt sie.  

Hilfe für die häusliche Betreuung
Das niederländische Unternehmen Nedap Healthcare gewann mit seinem iO TouchPro den Wettbewerb A. In Europa arbeiten bereits 6000 Pflegekräfte mit dem iO TouchPro. Das Gerät automatisiert die Aufzeichnung und Übertragung von Patientendaten und ermöglicht einen weitgehenden Verzicht auf Papierformulare. Das iO TouchPro ist eine Kombination aus dem NFC-fähigen Nokia 3220 und der iO-Software von Nedap.  

Rob Schuurman von Nedap stellte das iO TouchPro auf dem Wettbewerb vor: „Wenn der Pfleger die Wohnung des Patienten betritt, hält er das Handy kurz an die Patientenkarte. Der Kontaktzeitpunkt wird in unserer zentralen Datenbank gespeichert und der Pfleger bekommt über das Handy automatisch Anweisungen zur Versorgung des Patienten.“  

In beiden Wettbewerben wurden auch Sicherheitsanwendungen vorgestellt. Dazu gehörten iO open von Nedap, mit dem sich Pflegekräfte im Notfall Zugang zu den Wohnungen von Patienten verschaffen können, und Vacant Property vom britischen Unternehmen Over-C.  

Bewachte Bewacher
Für das Projekt „Vacant Property“ wurden NFC-Tags in leerstehenden Gebäuden angebracht. Wenn das Wachpersonal seine Rundgänge durch die Gebäude macht, wird der aktuelle Standort der Gebäudeschützer an die Zentrale übertragen. Aus diesen Informationen lässt sich ermitteln, wie lange das Personal braucht, um von Punkt A nach Punkt B zu kommen.  

„Das Timing spielt eine wichtige Rolle“, erklärt Gerhard Romen. „Wenn innerhalb einer festgelegten Zeit keine Standortmeldung erfolgt, kann der Sicherheitsdienstleister schnell reagieren.“    

Insgesamt wurden zehn Teams auf dem Wettbewerb Touching the Future ausgezeichnet. „Jeder Gewinner hat neue Einsatzmöglichkeiten für NFC aufgezeigt“, ist Romen überzeugt. „Die wichtigsten Triebkräfte für die Entwicklung der NFC-Technik sind Einfachheit und Bedienkomfort, aber die Gewinner haben demonstriert, welches Potenzial in der Technik steckt. In den nächsten Jahren werden wir sicher weitere Einsatzmöglichkeiten finden.“

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