Das Handy als Kreditkarte
NFC-Geräte müssen sich in der Regel direkt berühren, damit eine Datenübertragung stattfinden kann. Diese Berührungskommunikation ist nicht nur bequem für den Anwender, sondern auch ein wichtiger Sicherheitsaspekt, da das Abhören nur aus unmittelbarer Nähe möglich ist.
Mit Bluetooth, WLAN, RFID, EVDO und anderen Standards steht dem Anwender ein breites Spektrum an drahtlosen Übertragungstechnologien zur Auswahl. Einer der interessantesten Standards für das mobile Bezahlen und Kommunizieren ist bei Anwendern allerdings noch wenig bekannt – die Nahbereichskommunikation „Near Field Communication“, abgekürzt NFC.
Das dürfte sich bald ändern, denn NFC ist für eine Vielzahl unterschiedlichster Anwendungen geeignet. NFC-Geräte kommunizieren mit 13,56 MHz und zeichnen sich durch ihre hohe Flexibilität aus.
Bei vielen Funktechnologien gibt es eine relativ passive Komponente (zum Beispiel ein RFID-Etikett), die von einem aktiven Lesegerät zum Senden der gespeicherten Daten angeregt wird. Die gesamte Datenverarbeitung erfolgt im Aktivgerät. Im Gegensatz dazu können NFC-Geräte, so Mohammad Khan, Chef des NFC-Lösungsanbieters VivoTech, prinzipiell „als Karte oder Chip, aber auch als Lesegerät für Karten und Chips eingesetzt werden.“ Dieses universelle Konzept öffnet der NFC-Technik ein sehr breites Anwendungsspektrum.
Anfassen erlaubt
Für NFC sind vier zentrale Anwendungsbereiche geplant. Bei „Touch und Go“, dem einfachsten Bereich, findet die Datenübermittlung nur in einer Richtung statt, ähnlich wie bei RFID-Chips. Dieser Ansatz ist völlig ausreichend zum Öffnen von Türen oder zum Abholen von Tickets, die bereits bezahlt wurden. Auch das Herunterladen von Inhalten aus dem Internet ist damit möglich.
Beim etwas komplexeren Ansatz „Touch and Confirm“ findet eine Datenübertragung in beide Richtungen statt. Das NFC-Gerät des Anwenders kommuniziert mit einem Leser und kann auf Sicherheitsanfragen reagieren, beispielsweise indem der Anwender ein Passwort eingibt. Bei diesem Konzept ist die Datenübertragung durch eine zusätzliche Authentifizierungsschicht geschützt und damit auch für anspruchsvollere Aufgaben geeignet, beispielsweise für den bargeldlosen Einkauf. In einigen Handys steht diese Funktion bereits zur Verfügung.
„Touch and Connect“, das nächstbessere Konzept, lässt eine aktive Datenübertragung beider Kommunikationspartner zu. Der Anwender kann Musik, Fotos und Daten tauschen, indem er sein Handy einfach an ein anderes NFC-Gerät hält. Die Datenübertragung ähnelt der klassischen Infrarotverbindung, ist allerdings deutlich schneller und einfacher. Dazu Peter Wakin, bei Nokia für das Corporate Venturing zuständig: „Sie könnten sich ganz bequem mit Ihrem Handy die Kontakte aus meinem Handy holen, vorausgesetzt ich erlaube das.“
Mit „Touch and Explore“, der anspruchvollsten NFC-Stufe, kann ein Gerät ein anderes Gerät steuern und festlegen, welche Dienste vom Partnergerät angeboten und ausgeführt werden. Im Augenblick werden diese Funktionen nur wenig genutzt, aber sobald sich NFC stärker am Markt durchsetzt, wird Touch and Explore eine größere Bedeutung bekommen. So könnten Hotelgäste beispielsweise ihr Handy an eine NFC-Säule halten und Plätze im Restaurant reservieren, Gutscheine herunterladen oder kundenspezifische Sonderangebote nutzen.
Hohe Kosten
Die meisten Handys sind mit mehreren Funktechnologien ausgestattet. Von dieser Vielfalt könnte NFC profitieren: Ortsbezogene Mobildienste oder Bluetooth-Signale informieren den Anwender, wenn sich ein NFC-Angebot in der Nähe befindet, und dieser entscheidet dann, ob er die angebotenen Daten empfangen will. Der Mobilfunkmarkt ist jedoch stark fragmentiert und entsprechend komplex, so dass noch einige Stolpersteine zu überwinden sind, bevor die einzelnen Dienste reibungslos zusammenarbeiten können.
„Jetzt geht es vor allem darum, den Markt mit ausreichend NFC-Handys zu versorgen und die Zusatzkosten für die NFC-Technologie auf höchstens zwei Euro zu drücken“, meint Khan. Die Hindernisse werden bald verschwunden sein, denn die vielversprechende NFC-Funktechnik wird von Branchengrößen wie Sony, Nokia, Mastercard, Samsung, HP und Microsoft unterstützt, die sich im NFC-Forum zusammengeschlossen haben.
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