Das 21. Jahrhundert – demnächst auch bei Ihrem Hausarzt
Das Gesundheitswesen profitiert auf vielfältige Weise von der modernen Informationstechnologie. Die IT macht nicht nur die Medizintechnik immer leistungsfähiger, sondern verschafft den Patienten auch einen besseren Einblick in ihre eigenen Gesundheitsdaten. Der neue Trend heißt „e-Health“ und ist eine Mischung aus Informationstechnik und der guten alten Medizin.
E-Health ist mehr als ein Schlagwort. In Europa, den USA und Taiwan führen Regierungen, Expertengremien und Gesundheitsdienstleister bereits erste e-Health-Programme durch.
Auf die eine oder andere Weise zielen alle Programme darauf ab, die Kosten für die Bereitstellung von Gesundheitsdaten zu senken und den Informationsaustausch auf eine rein elektronische Grundlage zu stellen.
In den USA gab es in diesem und dem letzten Jahr in 38 Bundesstaaten 121 Gesetzesanträge für den Einsatz von Informationstechnologie zur Verbesserung der Patientenversorgung. Davon wurden 36 Anträge in diesem Jahr als Gesetze verabschiedet. Präsident Bush unterzeichnete im August 2006 eine so genannte „Executive Order“, die eine Durchsetzung von IT-Standards in der Medizin bis Januar 2007 vorschreibt.
In Europa haben die EU-Gesundheitsbeauftragten die Regierungen und Unternehmen aufgefordert, im Gesundheitswesen verstärkt mit moderner Informationstechnologie zu arbeiten. In Taiwan begann die nationale Krankenversicherung vor zwei Jahren mit der Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte für die 23 Millionen Bürger und 345.000 Ärzte. Das Smartcard-Programm hat einen Umfang von 1,1 Mrd. Euro.
Mehr als nur eine Smartcard
Die Karte dient bislang lediglich zur Information über den persönlichen Gesundheitszustand, da sie nur Angaben zur Person sowie die Versicherungsdaten und die Medikation speichert. Der Chip auf der Karte kann aber weit mehr als nur Gesundheitsdaten zu speichern und den Datenaustausch zwischen den Gesundheitsdienstleistern und den Patienten zu erleichtern. Möglich ist es beispielsweise, auch die letzten sechs Arztbesuche, alle Rezepte, Impfdaten, Allergien, Schwangerschaften und Organspendewünsche auf der Karte abzulegen.
„Die Einsparungen durch die Karte sind bereits dreimal so hoch wie die Anfangsinvestitionen,“ erklärt Hong-Jen Chang, der Vorsitzende der nationalen taiwanesischen Krankenversicherung, auf einem OECD-Treffen in Paris bei einer Präsentation zum Thema „Elektronische Gesundheit und der informierte Patient“.
Das Potenzial intelligenter Gesundheitskarten ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Für Kurt Schmid, den Geschäftsführer des Assa Abloy-Unternehmens Omnikey, das unter anderem Smartcard-Lesegeräte für e-health-Systeme herstellt, sind die schlauen Karten der Dreh- und Angelpunkt aller künftigen e-health-Programme.
„Eigentlich sehe ich keinen Unterschied zu den Geld- oder Kreditkarten, die praktisch jeder Krankenversicherte hat,“ meint er.
Smartcards für Patienten und Ärzte könnten, so Schmid, die Betrugsraten senken, die Verwaltung verschlanken und die Kommunikation zwischen den Gesundheitsdienstleistern erleichtern. Die Qualität der medizinischen Leistungen ließe sich deutlich steigern und dem Patienten könne ein besserer medizinischer Service angeboten werden.
In Deutschland sterben jedes Jahr 30000 bis 60000 Menschen an den Folgen unerwünschter Medikamenten-Wechselwirkungen, da es kein System gibt, das die verschriebenen Medikamente abgleicht. Der Omnikey-Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass sich dieses Problem durch Smartcards leicht aus der Welt schaffen lässt.
Landestypische Lösungen
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Spanien und andere EU-Mitgliedsstaaten prüfen momentan, welche Möglichkeiten es gibt, auf Smartcards zusätzliche Daten wie Gesundheitszustand, Blutgruppe, Name, Notfalldaten, Krankheitsverlauf oder Wirkstoffimmunitäten und -allergien abzulegen.
Die Karten könnten auch einen geschützten Zugriff auf die Patientenakten von Krankenhäusern ermöglichen.
Auf den Smartcards der Ärzte wären alle Untersuchungen, Diagnosen und Therapien dokumentiert und damit auch rückverfolgbar. Die Ärzte-Smartcard könnte eine elektronische Signatur enthalten, die zum Ausstellen von Rezepten berechtigt.
Bei der Umsetzung von Smartcard-Lösungen müssen natürlich die landestypischen Besonderheiten berücksichtigt werden. So werden die Karten in Österreich nur medizinische Daten enthalten und in Deutschland werden die Gesundheitsdaten sowohl auf der Karte als auch auf einem davon unabhängigen EDV-System gespeichert.
In jedem Fall besteht die Möglichkeit, die Smartcards später auch zur digitalen Identifizierung einzusetzen, beispielsweise im Internet.
Für Kurt Schmid ist klar: „Erst wenn sich die intelligenten Gesundheitskarten in allen Ländern durchsetzen, bekommt das Schlagwort ‘e-Government’ einen Sinn.“
* Pflichtfeld