Agent 007 und seine Spielzeuge

Vor fünfzig Jahren kam der erste Bond-Film in die Kinos. Im Laufe der Jahre wurden die Spielzeuge des britischen Geheimagenten immer raffinierter. Einige Geräte standen sogar Pate für moderne Sicherheitslösungen.

James Bond hat von Anfang an Wert auf gutes Spielzeug gelegt, auch wenn die ersten Versuche noch relativ unspektakulär ausfielen. In James Bond jagt Dr. No, dem allerersten Bond-Abenteuer, musste sich Sean Connery mit seiner charakteristischen Walther PPK, einer Rolex-Taucheruhr, einem Geigerzähler und einer Tasche mit Selbstzerstörungsmechanismus begnügen. Nicht gerade Artikel aus dem lokalen Supermarkt, aber ein James Bond kauft sowieso nicht in Supermärkten ein.

Im zweiten Film, Liebesgrüße aus Moskau, kam einiges vor, das 1963 außergewöhnlich gewesen sein mag, heute aber eher altmodisch wirkt. Pager gibt es eigentlich nur noch in US-Krankenhausserien, abgehörte Telefone sind heute keine Besonderheit und einen Fotoapparat mit eingebauter Minifilmkamera braucht in der Smartphone-Ära niemand mehr.

Die Wirklichkeit als Vorbild

Drehbuchschreiber und Bond-Historiker John Risner erklärt: „Die technischen Spielereien in den ersten beiden Filmen basierten auf den Büchern, aber für Goldfinger [1964] wollten die Produzenten größere Spielzeuge haben.“

Die Stunde des Aston Martin DB5 war gekommen: Ein Wagen mit Maschinengewehren hinter den Scheinwerfern, drehbaren Nummernschildern, Schleudersitz und Nebelwerfern am Heck. Im Film gibt es eine Atombombe und einen Todeshut (nicht nur die guten Jungs haben Spielzeuge), aber auch diesen lächerlichen Taucheranzug mit Gummiente auf dem Kopf (nicht alle Spielereien sind ernst gemeint).

Die CIA war damals sehr an diesem Thema interessiert und wollte etwas Ähnliches entwickeln.“ Dazu kam es nie, auch wenn es diese Geräte heute gibt.

Für Risner sind die Spielzeuge fast schon realistisch: „Die Produzenten hatten sich einfach umgehört, welche Apparate es damals schon gab und einfach einen drauf gesetzt.“

Ken Adams, Ausstatter der ersten Filme, las Technikzeitschriften und besuchte Fachmessen. Risner erinnert sich an den Minihubschrauber „Little Nellie“ aus Man lebt nur zweimal von 1967: „Ken Adams sah ihn in einer Zeitschrift und wandte sich an den Erfinder. Der Hubschrauber wird heute wohl immer noch hergestellt“ – hoffentlich ohne Raketenwerfer, Lenkraketen und Flammenwerfer.

Von GPS-Trackern bis zu Autotelefonen: Die frühen Spielzeuge des britischen Geheimagenten waren ihrer Zeit meist nur ein bisschen voraus.

Neugier bei der CIA

Doch manchmal waren die Bond-Filme auch Vorbilder für die Wirklichkeit, weiß Mark Stout, Historiker am International Spy Museum in New York.

Der frühere CIA-Mitarbeiter erklärt: „In Goldfinger hatte James Bond in seinem Auto ein Tracking-Gerät, mit dem er den Bösewicht aufspüren konnte. Die CIA war damals sehr an diesem Thema interessiert und wollte etwas Ähnliches entwickeln.“ Dazu kam es nie, auch wenn es diese Geräte heute gibt.

Im Angesicht des Todes (1985) nutzt der Bösewicht Zorin ein Gerät zur Gesichtserkennung. Er machte heimlich ein Foto von Bond und schickte es durch einen Computer, der den Agenten anhand seiner Gesichtszüge identifizieren konnte. „CIA-Direktor William Casey rief seinen Mitarbeiter Tony Mendez an, der heute bei uns im Museum arbeitet, und fragt ihn: ‚Haben wir sowas?‘ Die CIA hat die Möglichkeit geprüft, aber für die damalige Zeit war es zu schwierig.“

Heute ist die Gesichtserkennung weit verbreitet und arbeitet ziemlich genau.

Wärmebilder

Das unsichtbare Auto aus Stirb an einem anderen Tag (2002) hat Stout enttäuscht, denn es war ihm zu unrealistisch. Q (der Wissenschaftler, der Bond meist zu Beginn des Films die Spielzeuge aushändigt) erklärt die Aktivtarnung des Autos: Überall am Auto sind Kameras installiert. Sie filmen kontinuierlich die Umgebung und projizieren das Bild auf die gegenüberliegende Fahrzeugseite. So verschmilzt das Auto mit dem Hintergrund.

Stout erinnert sich: „2011 präsentierte BAE eine adaptive militärische Tarnung, die im nahen Infrarotspektrum nach diesem Prinzip arbeitet und Panzer für Nachtsichtgeräte unsichtbar macht. BAE ist in die Fußstapfen von James Bond getreten!“

Stout und Risner sind sich einig, dass die Spielereien die Filme nicht dominieren dürfen. Risner findet: „Das Publikum will Bond in Aktion sehen. Wir lieben die Spielzeuge und würden sie vermissen, aber wir wollen nicht, dass Bond alle Probleme damit lösen kann.“

Einige der interessantesten Apparate wird es nie geben. In Leben und Sterben lassen (1973) trägt Bond eine Rolex-Taucheruhr mit einem leistungsstarken Elektromagneten, der Pistolenkugeln ablenken kann. So eine Uhr würde die genaue Zeit wahrscheinlich gar nicht anzeigen können – und sie könnte auf keinen Fall Pistolenkugeln ablenken. Denn die sind aus Blei.

Von Michael Lawton

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